Deutsches Evangelisches Institut, Jerusalem

Kalksteinmodelle

Aufgrund genauer Angaben und unter persönlicher Anweisung[1] hatte Dalman von 1907 bis 1914 von einem Steinmetz archäologische und ethnologische Modelle aus Kalkstein anfertigen lassen.[2] Diese waren aber nicht nur für das Instituts-Museum, sondern auch für Deutschland bestimmt, denn so schreibt er in einem Jahresbericht des Instituts: „Durch Überwachung und Anleitung bei der Anfertigung von Kalksteinmodellen gewerblicher und archäologischer Gegenstände haben wir, wie schon öfter, den archäologischen Sammlungen von Universitäten Dienste leisten können. Auch mag erwähnt werden, daß eine Anzahl derselben in der historischen Abteilung der Hygiene-Ausstellung in Dresden von 1911 von anderer Seite vorgeführt worden ist. Es ist selbstverständlich, dass ich aus dem Vertriebe dieser für mich recht zeitraubenden Spezialität, welche einen Steinarbeiter ernähren hilft, keinerlei Vorteile ziehe.”[3] Dalman hoffte ferner auf die Errichtung von palästinischen Museen, die von Hugo Greßmann angeregt worden waren und in Verbindung mit den Theologischen Fakultäten in Deutschland stehen sollten.[4] Mit seinen Modellen wollte er dort und anderswo die Welt Palästinas anschaulich machen, und sie können vielleicht als der Kulminationspunkt seines ganzheitlichen Forschungsansatzes angesehen werden: Es ging ihm dabei immer um beobachten und wahrnehmen, erleben und erlernen,[5] auf das Wesentliche reduzieren – elementarisieren, um in einem letzten Schritt das Gewonnene, Exemplarische in Stein festzuhalten.

Heute sind im Institut noch 18 dieser Modelle aus dem weiß strahlenden Jerusalemer Kalkstein zu sehen, über die Dalman einst schrieb: „Blümner würde in seiner „Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern”, Goldmann in „Der Ölbau in Palästina zur Zeit der Misnah” über die Ölpresse, Graf v. Mülinen in seiner Schrift über den Karmel über vermeintliche Heiligtümer Richtigeres gesagt haben, wenn ihnen solche Modelle zur Hand gewesen wären. Es ist zu hoffen, daß sie, unter Verdrängung der jetzt in Jerusalem und Nazareth verkauften Spielereien, auch in Europa Beachtung finden werden”[6]. Die aufwendigsten Modelle sind wohl die drei Häuser, die Dalman – ebenso wie die Modelle von Mühlen und Pressen – in seinem siebenbändigen Werk „Arbeit und Sitte in Palästina” beschrieb und einige sogar abbildete. Auf die Modelle von Grabtypen hingegen geht Dalman indirekt in seinem Buch „Orte und Wege Jesu” und auf die Modelle von zwei Kultstätten in „Petra und seine Felsheiligtümer” ein.


aus: Heinemann, Olliver, Die Gustaf-Dalman-Sammlung in Jerusalem. Christ-Sein und Palästinawissenschaft: Alkier, Stefan et al. (Hg.), Zeichen aus Text und Stein (TAnZ 42; Tübingen 2003) 88–109.

1] Modelle waren für Dalman ein wichtiges Lehrmittel (s.u.: II. Die Wahrheit Palästinas anstelle eines Phantasiebildes).

[2] Vgl. Dalman, Gustaf, Jahresbericht des Deutschen evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des heiligen Landes PJ 4 (1908), S.8; 5 (1909), S.11; Ders., Katalog des Museums der Anstalt der Stiftung „Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des heiligen Landes”,: Abteilung Archäologie (A) VII und Abteilung Ethnologie (B) I und XV.

[3] Dalman, Gustaf, Jahresbericht, PJ 9 (1913), S.10.

[4] Vgl. Dalman, Gustaf, Jahresbericht, PJ 5 (1909), S.11; Greßmann, Hugo, Studierstube, 1908, S.545ff.

[5] Dalman, Gustaf, in: Die Religionswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, s.o., S.13: „Ein arabischerLehrer half mir zu korrekter Notierung des Beobachteten. In seiner Begleitung reiste ich im Februar nach seiner palästinischen Heimat und ergänzte bei siebenwöchigem Aufenthalt im Hause des Dorfschechs Faris Subhije in balat zwischen Libanon und Hermon das Gewonnene aus dem dörflichen Leben, an dem ich ohne eigenes Zimmer bei Tag und Nacht stetigen Anteil nahm. Hatte ich in Aleppo beduinisch weben gelernt, versuchte ich mich hier mit dem Backen, kauerte an der niedrigen Eßplatte, wärmte meine Hände über dem Kohlenbecken, schlief auf dünnem Polster auf dem Fußboden unter dem triefenden Dach. Diese Weise des Studiums, stets an Menschen und Sachen statt an Manuskripten und Büchern … gefiel mir; ich hätte sie bis ins Unendliche fortsetzen können.”

[6] Dalman, Gustaf, Jahresbericht, PJ 5 (1909), S.11.

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