Gustaf Dalmans Diasammlung
„Die Vergangenheit in die Gegenwart hineindenken“ – dies war ein Grundsatz von Gustaf Dalmans (1855-1941) „Palästinawissenschaft“. Erst die Kenntnis der Natur und der Menschen des Heiligen Landes erschließt dem Theologen die Bibel vollends, so die Überzeugung des ersten Direktors des DEI.
Doch eine Reise in das Land der Heiligen Schrift war Anfang des 20. Jahrhunderts zeitaufwendig, beschwerlich und über gewisse Zeiträume schlichtweg unmöglich. Um den Daheimgebliebenen dennoch die Möglichkeit zu geben, das Heilige Land zu erfahren, legte Dalman umfangreiche Fotosammlungen an. Mit diesen illustrierte er zum einen sein berühmtes Werk „Arbeit und Sitte in Palästina“; zum anderen nutze er die Fotos zur Gestaltung seiner Vorlesungen und Vorträge in Deutschland.
Ein Großteil der Fotosammlung Dalmans befindet sich heute im Gustaf-Dalman-Institut in Greifswald. Doch das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI) in Jerusalem ist ebenfalls im Besitz einiger hundert Fotos des ersten Institutsvorstehers. Besondere Beachtung verdienen 120 Glasprojektionsbilder (Dias auf Glasplatten), die sehr wahrscheinlich Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Sie wurden in mühsamer Handarbeit nachträglich koloriert, was dem Betrachter die einzigartige Möglichkeit gibt, das Heilige Land nach der Jahrhundertwende in Farbe zu bestaunen.
Die wertvollen Stücke haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Wie jedes Jahr brach Dalman auch immer Sommer 1914 in den Heimaturlaub auf und ließ seine umfangreichen Sammlungen – darunter auch die besagten Aufnahmen – in Jerusalem zurück. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte seine Rückkehr ins Heilige Land vorerst unmöglich. Erst 1921 konnte Dalman für einige Monate in sein geliebtes Jerusalem zurückkehren, um den Transport seiner Sammlungen nach Greifswald zu organisieren, wo er in der Zwischenzeit eine Professur angenommen hatte. So gelangten auch die Glasdias nach Deutschland. Ein Großteil der Fotos ging in der umfassenden Fotosammlung des Greifswalder Palästina-Instituts auf, das Dalman dort gegründet hatte (das heutige Gustaf-Dalman-Institut).
Einige Fotos blieben aber in Privatbesitz. Über Johannes Julius Marx, den Neffen Dalmans, gelangte das Erbe Dalmans in den Besitz der pfälzischen Familie Marx. Johannes J. Marx Sohn, Pfarrer Traugott Marx aus Godramstein bei Landau, übergab einen Teil des Dalman’schen Erbes, das von der Familie Marx verwaltet wird, in die Obhut des DEI-Direktors Prof. Dieter Vieweger. Darunter befanden sich die hier vorgestellten Glasdias, ein Diaprojektor, persönliche und geschäftliche Papiere, Auszeichnungen und Urkunden sowie andere Gebrauchsgegenstände. Im Andenken an Gustaf Dalman und mit herzlichem Dank an Traugott Marx werden die Gegenstände im Dalman-Raum des DEI-Museums präsentiert.
Ganz in diesem Sinne soll die Broschüre „Das Palästian Gustaf Dalmans“ von Marcel Serr einen Beitrag dazu leisten, Dalmans Erbe weiterzutragen.
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